Donnerstag, 9. Oktober 2008

Heureka

Ja, es geht um Tomte. Besser gesagt: Um das neue Album eben dieser Band. Erscheint zwar erst am kommenden Freitag, läuft bei mir allerdings schon seit geraumer Zeit als grafisch nicht wirklich viel hermachende Promo (aber darum geht's ja auch gar nicht - warum erwähne ich das Design überhaupt? Ich glaube die endgültige CD ist viel hübscher).

Aus einem Gefühl, tiefer als Hass,
siehst du wer hier stirbt und wer leben darf
und tu' mir bitte ein'n Gefallen: Denk an mich wenn du denkst
manchmal spür ich, dass du hinter mir stehst
aber es ist so, dass du fehlst
(Es ist so, dass du fehlst)

Es ist ja so mit Tomte und mir. "Hinter all diesen Fenstern" war und ist ein unglaublich emotionales Werk. Ich konnte prima dazu weinen, aber auch mein Gesicht Richtung Sonne drehen und irgendwie daran glauben, dass die Welt gar nicht so schlecht ist, wie ich immer dachte. Doch wie es halt immer so ist und selbst wenn man es nicht wahrhaben will: Gefühle sind meistens eng verbunden mit einem gewissen Abschnitt im eigenen Leben. Gefühle zu Menschen, Gefühle zu Momenten, Gefühle zu bestimmter Musik. Sicher, "Hinter all diesen Fenstern" ist nach wie vor ein fantastisches Album, dem man mit Worten gar nicht gerecht werden kann. Nur: Tränen fließen da bei mir nicht mehr. Und das finde ich auch selber reichlich doof.

Und alle 20 Minuten denkst du an Eliott Smith
alle 100 Jahre kommt jemand wie ich und nimmt dich mit
(Wie sieht's aus in Hamburg)

Als ich vor einigen Wochen dann die Promo von "Heureka" in die Finger bekam und es zum ersten Mal hörte, da war ich ehrlich gesagt irgendwo zwischen Enttäuschung und Zufriedenheit. Enttäuschung, weil ich an manchen Stelle dachte, "Ach, das können die doch jetzt nicht so machen!" (Beispiel: "& ich wander"). Zufriedenheit, weil es wieder einige Stücke darauf gibt, die einfach unfassbar gut geworden sind. Es ist müßig, sie nun alle beim Namen zu nennen. Ich tu's aber trotzdem: "Wie sieht's aus in Hamburg", "Küss mich wach, Gloria", "Es ist so, dass du fehlst" oder "Voran voran".

Wir machen klar, wie das hier endet und wie alles wird
und alles was du brauchst, findest du bei mir
Nichts ist so schön auf der Welt, wie betrunken traurige Musik zu hören
(Nichts ist so schön auf der Welt, wie betrunken traurige Musik zu hören)

Ich ärgerte mich außerdem darüber, dass mit "Der letzte große Wal" ein Song als Single ausgekoppelt wurde, der zwar nicht schlecht ist, aber hinten allen zuvor genannten zurücksteht. Aber gut, dass Tomte offensichtlich ein Gespür dafür haben, die besten Lieder NICHT im Radio und TV unterzubringen (siehe "Die Schönheit der Chance"), ist bekannt.

Wasch alles weg, lass es ziehen Richtung Meer
und die Leute lieben Scheitern und ich scheitere so sehr
zieh dir etwas Hübsches an und halte meine Hand
heute Abend ist der letzte Abend in diesem Land
können wir uns einigen?
(Voran Voran)

Es ist sehr schwer, wirklich in Worte zu fassen, wie ich "Heureka" im Endeffekt finde. Es ist, da gibt es keinen Zweifel, um Längen besser als die Vorgängerplatte "Buchstaben über der Stadt". Aber es ist eben auch so, mit Tomte und mir, dass die Tränen nicht mehr kommen. Und dass obwohl ich eine vage Vorstellung davon habe, was es die Band gekostet haben muss, dieses neue Album aufzunehmen. Allein durch die Abgänge zweier langjähriger Bandmitglieder. Der Umgang mit dem Dreck aus der Vergangenheit und vielleicht auch der Gegenwart, den Thees beim Schreiben der Texte nochmals aufgewühlt hat. Vermutlich läuft es am Ende auf einige kleine Sätze hinaus:

Und wir heben unser Glas in Demut
ich erinner' mich an alles und jeden
such dir jemanden, der dir nicht wehtut
du nennst das Pathos und ich nenn' es Leben
(Küss mich wach, Gloria)

Ach, Thees. Du machst das schon ganz gut.

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