Dienstag, 17. Juli 2007

Was? Schon ein Monat? Oh. Mein. Gott.

Ich versprach vor 21 Tagen einen Bericht über das Hurricane-Festival 2007, das vor 23 Tagen zu Ende gegangen ist. Heute bin ich mal so frei und löse das Versprechen ein:

Der beschauliche Ort Scheeßel liegt irgendwo im Niemandsland zwischen Bremen, Hannover und Hamburg. Doch ehrlich gesagt kann ich nicht mal bestätigen, dass Scheeßel beschaulich ist. Denn: Auf dem Weg zum Hurricane ging es ausschließlich über lange Alleen und an unzähligen Feldern entlang, die fürchterlich nach Kot gestunken haben. Darüberhinaus konnte man Dank der Monsun-artigen Regenfälle ohnehin kaum weiter als zwei-einhalb Meter sehen. Eigentlich schade, hätte gerne mal gesehen wie die Menschen so leben, in Niedersachsen.
Nach einem eher aufregenden Abend, als das Zelt nicht ganz so wollte wie ich, ging es irgendwann am frühen Freitag Morgen in den Schlafsack. Hatte man aber auch nicht wirklich lange was von, weil unsere lieben belgischen Nachbarn spätestens um 7 Uhr jeden Tag erstmal schön Musik angemacht haben. Reichlich betrunken ging es dann am späten Nachmittag Richtung Festivalgelände, wo Snow Patrol gerade unglaublich langweilten. Unglaublich eigentlich auch, wie lustlos man diese prinzipiell herzerweichenden Songs runterspulen kann. Anschließend gab's Die Fantastischen Vier und die Beastie Boys im Doppelpack. Erstere habe ich schon in besserer Form erlebt, letztere sind Legenden, aber können nach einiger Zeit nicht mehr so begeistern, wenn man nicht wirklich viele Songs der Band kennt. Deswegen ging's nach knapp einer Stunde rüber zu den Queens of the Stone Age, die reichlich wortkarg für die ersten lauten Gitarren des Tages sorgten. Unglaublich aber auch, was für ein Tier der Drummer war!

Der Samstag war der Tag der Indie-Musik: Arcade Fire, Bloc Party, Bright Eyes... Die beiden Erstgenannten halte ich persönlich nach wie vor für äußerst belanglos, Letztere wurden nur zum Teil geguckt, weil noch ein wichtigeres Date anstand. Aber dazu gleich mehr. Denn außerdem standen noch Mogwai auf dem Plan, die aber im prallen Sonnenschein irgendwie deplatziert wirkten - schade. Im Vorbeigehen noch fix ein paar Songs vom Tokyo Police Club mitgenommen, bevor am frühen Abend Incubus einen hübschen Auftritt hinlegten, der aber leider viel zu leise abgemischt war. Spätestens da stand dann auch fest, dass ich meine ganz persönliche Hass-Person des Festivals gefunden hab: Den Tontechniker der Hauptbühne. Nun aber zu dem wichtigsten Termin des Tages: Aereogramme. Eins der letzten Konzerte dieser viel zu unterschätzten Band, die aber über eine um so begeisterte Fan-Gemeinde verfügt. So viele Emotionen, so viel Gänsehaut, so viele Tränen... Herz-Luftballons als Zeichen. Noch eine halbe Stunde nach Auftrittsende gab es kräftig Applaus, was sowohl die Band als auch das Publikum nur noch mehr rührte. My heart has a wish that you would not go.
Am Sonntag wurde schon ordentlich gepackt, damit man auch am Abend noch schön wegkommt - deswegen den Tag mit dem La Vela Puerca begonnen, die von weiter vorne sicher mehr Spaß gemacht hätten. Als die Abendstunden dann näherrückten wurde es Zeit, sich vor der Hauptbühne zu platzieren. Dabei Sonic Youth gesehen, die ich ätzend langweilig fand. Was das interessant dran gewesen sein soll, weiß ich bis heute nicht. Werden aber überall abgefeiert, weil sie ja so unglaublich rocken. Klar. Ungefähr so wie Wassermangel in der Wüste. Im Anschluß gab's Placebo, die ich ohnehin schon seit immer mag und die mich deswegen auch sehr unterhalten haben. Endlich mal ein Auftritt, bei dem der Sound, zumindest von meiner Position aus, gestimmt hat. Und dann eine Stunde warten. Die Ewigkeit. Bis zum Punkt 22 Uhr ein kurzes Intro erklang, das in "Why Go" überblendete. Der Rest ist Geschichte. "Black", "Better Man", "Given to Fly", "Jeremy"... Pearl Jam, Leute. Mehr muss man nicht sagen.

Die Rückfahrt war dann scheiße. Erst ewig lange auf dem Parkplatz gestanden und dann gefühlte 20 Stunden auf der Autobahn verbracht. Wenn ich jemals kurz davor gewesen bin, zusammenzubrechen, dann am Montag Morgen. Egal, hat sich gelohnt. Lebe ja auch noch...